Firmenporträt: Teppich-Fabriken von Carl Roskamp & Dehmann, 1891

aus „Hannovers Großindustrie & Großhandel“, geschildert von Paul Hirschfeld

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Die Teppich-Fabriken von Carl Roskamp & Dehmann in Springe und Linden-Hannover. [1]

Angefangen hatte die Geschichte der Teppichfabriken in Hannover mit der Strohhutfabrik von Theodor Robby. Aus dieser entwickelte sich die Maschinen-Wollgarnspinnerei und Wollwaarenfabrik [2], an der Karl Roskamp (Robby & Roskamp) beteiligt war. Die Verlagerung der Produktion (oder eines Teiles) nach Springe erfolgte in den 1840er Jahren.

Kunstvoll geknüpfte originale Orientteppiche waren Mitte des 19. Jahrhunderts ein ausgesprochenes Luxusgut. Es gab in Mitteleuropa nur wenige Teppichwebereien, die sich auch der aufwendigen Herstellung nach Art der Orientteppiche widmeten. „Im Jahre 1840 als gewöhnliche Teppichweberei ins Dasein gerufen, beschlossen die Nachfolger der Begründer dieses Hauses, getragen von der neuen Zeitströmung, den Schaffenskreis des Etablissements auch auf die Herstellung orientalischer Knüpfteppiche auszudehnen.“ (S. 225)

Die Teppichfabrik in Springe expandierte, man reagierte flexibel auf den sich immer wieder wandelnden Geschmack der Kundschaft.

Anfang der 1880er Jahre wurde in Linden in der Fössestraße 30 ein Zweigwerk errichtet. Offizielle Begründung war ein Mangel an geeigneten Arbeitskräften in Springe. „Der tatsächliche Hintergrund war wohl eher der für das Unternehmen verlorene Arbeitskampf. Im Hinblick auf die Lohnkosten war die Verlagerung der Knüpfsparte in den Industriestandort Linden vorteilhaft. Dort herrschte unter der Arbeiterschaft große Not. Im Vergleich zu Springe dürfte das Angebot junger weiblicher Arbeitskräfte höher und folglich das Lohnniveau niedriger gewesen sein.“ [3]

Auf den Konzentrationsprozess in der Teppichindustrie zu Beginn der 1890er Jahre konnte in dem Firmenporträt noch nicht eingegangen werden, da die Veränderungen zum Zeitpunkt des Erscheinens gerade erst bekannt wurden. Die Fusion von Roskamp & Dehmann mit der Knüpfteppich-Fabrik Spoerer, Friedrich & Co. fand 1891 statt, 1894 schlossen sich überregional mehrere Teppichfabriken zur Vereinigten-Smyrna-Teppichfabriken Schmiedeberg, Cottbus, Hannover-Linden zusammen.
(WE)
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[1] aus: Hirschfeld, Paul, Hannovers Großindustrie und Großhandel, geschildert von Paul Hirschfeld, mit Unterstützung des Kgl. Oberpräsidiums und der Provinzialbehörden der Provinz Hannover, herausgegeben von der Deutschen Export-Bank Berlin, Verlag Duncker und Humblot, Leipzig 1891, S. 225/226

Das gesamte 434 Seiten umfassende Werk ist als Digitalisat in der Bayrischen Staatsbibliothek zu finden.

[2] Informationen zur Teppichfabrik an der Hamelner Straße in Springe finden sich bei
Manthey, Ulrich: Industriegeschichte des Deister-Süntel-Raumes. Hallermunter Schriften 1, Springe 1996, S. 39 ff.

[3] ebd. S. 48

Urheber: Hirschfeld, Paul
Sammlung: Materialien ohne Sammlung
Zeitliche Einordnung: 1891
Ort: Fössestraße 30
Personen: Roskamp, Carl; Roskamp, Theodor; Dehmann, Gustav