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Wasserstadt Limmer

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Wasserstadt Limmer

Wenn heute in Hannover von der Wasserstadt die Rede ist, dann geht es um das städtebauliche Großprojekt auf dem ehemaligen Conti-Gelände in Limmer.

Auf dem V-förmig geschnittenen, von zwei künstlichen Wasserstraßen begrenzten Areal, auf dem die Wasserstadt entstehen soll, standen einst die Fabrikhallen der Hannoverschen Gummikamm AG, aus der 1912 die Hannoverschen Gummiwerke Excelsior hervorgingen.

Die Luftaufnahme der Excelsior aus dem Jahre 1927 zeigt das bebaute Werksgelände ein Jahr vor der Fusion mit der Continental-Gummiwerke AG.

Werksanlagen der „Excelsior“, Flugzeug-Aufnahme 1927   Quelle: Hannover. Die Großstadt im Grünen, S.260

Obwohl das Werk ab 1928 offiziell unter Continental-Gummiwerke AG firmierte, dauerte es Jahrzehnte, bis sich der neue Name „Conti“ auch bei der Bevölkerung durchsetzte. In der Bevölkerung sprach man noch Jahrzehnte nur von der „Ex“.

Auch in dem Plan von 1931 sind noch die „Hannover. Gummiwerke Excelsior“ zu finden.

Ausschnitt Stadtplan, 1931    Quelle Digitales Stadtteilarchiv

Die gummiverarbeitende Industrie in Limmer musste im 20. Jahrhundert wirtschaftlich einige heftige Krisen überstehen. Aber durch die Rüstungsproduktion profitierten sowohl die Excelsior-Werke vom Ersten Weltkrieg als auch die Continental-Werke vom Zweiten Weltkrieg.

Ab 1943 wurden bei der Conti Limmer immer mehr Frauen für die Herstellung von kriegswichtigen Produkten – u.a. von Gasmasken – eingesetzt. Neben der Fabrik wurde ein Frauen-Konzentrationslager errichtet, in das 1944 die ersten 250 Frauen aus dem Konzentrationslager Ravensbrück überführt wurden.

Die Werksanlagen der Conti Limmer blieben im Zweiten Weltkrieg von Bombenschäden weitgehend verschont. Nach der Währungsreform wurde die Produktion noch einmal hochgefahren. Anfang der 1980er Jahre zeichnete sich  bereits ab, dass die Gummiindustrie der Konkurrenz der Kunststoffindustrie nicht gewachsen war. Im Jahre 2000 wurde das Werk Limmer endgültig geschlossen.

Nicht denkmalgeschützte Gebäude wurden abgerissen, kontaminierter Boden ausgetauscht, das Gelände blieb eine riesengroße Industriebrachfläche. Pläne für eine Nachnutzung gab es viele, ab 2003 zeichnete sich immer deutlicher eine Bebauung mit Wohnhäusern und Büro- und Geschäftsgebäuden ab.

Zwanzig Jahre nach der Werksschließung sind immer noch viele Punkte offen, wie das Wohnprojekt Wasserstadt am Ende umgesetzt wird. Eines ist auf jeden Fall sicher: mit der Wasserstadt wird sich nicht nur der Stadtteil Limmer grundlegend verändern, sondern auch Linden und die umliegenden Gemeinden.

(Red.)

Denkmalgeschützter Wasserturm, 13. Juli 2017  Foto  © Walther Engel