Brief: von Paul Schubert an Dora, 21.9.1934

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Brief aus dem Nachlass von Paul Schubert. Er schreibt den Brief, nachdem er von einem Besuch in Linden wieder ins Arbeitsdienstlager (1)  nach Hänigsen (Nähe Burgdorf) zurückgekehrt ist. Der Brief lässt einen Blick auf das nicht unkomplizierte Verhältnis zwischen Paul Schubert und seiner späteren Frau Dora zu. Paul Schubert kommt in dem Brief auch mehrfach auf seine Arbeitssituation zu sprechen, mit der er sehr unzufrieden ist.

Da er keine Arbeit nachweisen kann, bedeutet das für ihn den Verbleib im Lager in Hänigsen. „Heute ist ein neuer Befehl rein gekommen und zwar, wer keine Arbeit nachweisen kann, der muss im Arbeitsdienst verbleiben.“                                                                                                                                                                

(…)

Mein Liebes! Du must dich meiner Lage versetzen, wir haben keine Arbeit mehr, alles wegen dem Bückeberg . Den ganzen Tag heist es nur hir, exerzieren und noch mal bis in die späte Nacht (…)  Bald jede Nacht immer ein und dasselbe, Feueralarm und noch mal Feueralarm.

Die Anspielung auf den Bückeberg bezieht sich auf die so genannten Reichserntedankfeste, die auf dem Bückeberg in der Nähe von Hameln von 1933 – 1937 jährlich stattfanden. Sie waren nach den Reichsparteitagen die größten von Goebbels Propagandaapparat inszenierten Massen-Spektakel der Nationalsozialisten.

Paul Schubert erwähnt in dem Brief auch mit zwei Sätzen das Boxen. „Wenn ich wieder bei dir bin, dann wird bestimmt alles anders. Ich habe schon wieder eine Karte von Boxclub Heros erhalten, und zwar zum Boxen nach Peine, was ich natürlich abgelehnt habe.“ Es ist nicht klar, wie das „was ich natürlich abgelehnt habe“ zu verstehen ist. Bezieht sich das auf das Boxen allgemein, oder hat das etwas mit dem Boxclub Heros zu tun.

Die 2. Seite des Briefbogens wurde ausgespart. Dort findet sich noch ein Nachtrag:
„Liebe Puppe!
Wir werden über den ganzen Fall mal mündlich sprechen, mit uns beide, wie du, und ich darüber denkst.
An bei ein kleiner Spruch der dir wohl gefallen wird.
   Ich liebe dich so glühend heiss,
   bis rote Rosen werden weiss
   bis weise Rosen werden rot
   Ich liebe dich bis in den Tod.
Einen schönen Gruß an deine Mutter und Geschwister und Schwangere.“

(DB]/ WE)
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(1) Der Reichsarbeitsdienst wurde erst 1935 per Gesetz eingerichtet. Arbeitsdienst-Vorläufer hat es mehrere auch schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten gegeben.

Urheber: Schubert, Paul
Sammlung: Nachlass Paul Schubert
Zeitliche Einordnung: 21.09.1934
Personen: Schubert, Dora geb. Buschbaum; Schubert, Paul