Firmenporträt: Aktien-Gesellschaft Georg Egestorff´s Salzwerke, 1891

aus „Hannovers Großindustrie & Großhandel“, geschildert von Paul Hirschfeld

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Die Aktien-Gesellschaft Georg Egestorff´s Salzwerke in Linden bei Hannover. Salinen. Chemische Fabrik. Farben-Fabrik. [1]

Der Beitrag zeigt anschaulich, wie im 19. Jahrhundert das Entstehen unterschiedlicher Industriezweige miteinander verwoben ist. Ausgangspunkt war 1778 die Neuentdeckung der Salzvorkommen – „unweit des Dorfes Badenstedt und der Stadt Linden gelegen“ – durch den Botaniker und Garteninspektor des Herrenhäuser Schlosses Friedrich Erhart. Ein halbes Jahrhundert später begann Georg Egestorff dort mit der Erschließung der Solequellen (1831/32), woraus sich dann mit Egestorffhall die „größte Saline der Provinz Hannover“ entwickelte.  Es dauerte allerdings, bis das Werk wirtschaftlich erfolgreich arbeiten konnte, denn die geförderte Sole war anfangs für die Salzgewinnung nicht ertragreich genug. Erst durch Tiefenbohrungen gelang es, zu der hochgesättigten Sole vorzustoßen. Zum Hochpumpen wurden zwei Dampfmaschinen eingesetzt. Die im Text auch erwähnte, 1852 von den Gebrüdern Niemeyer gegründete, Saline Neuhall wurde erst 1873 erworben, also nach dem Tode von Georg Egestorff.

Um die Abfallprodukte der Salzgewinnung wirtschaftlich nutzen zu können, gründete Georg Egestorff 1839 zusätzlich eine Chemische Fabrik. die sich zunächst auf die Sodafabrikation beschränkte. Kochsalz musste dazu mit Schwefelsäure behandelt werden, um kohlensaures Natron, auch Soda genannt, zu gewinnen. Allein für die Schwefelsäuregewinnung waren wiederum umfangreiche Apparaturen Voraussetzung. Dabei auch anfallende Verbindungen, wie z.B. Salzsäure, Salpetersäure, Chlorgas, Chlorkalk, Chloroform oder Chlorzink, um nur eine kleine Auswahl zu nennen, konnten auf unterschiedlichen Gebieten eingesetzt werden, u.a. beim Imprägnieren von Holz oder der Konservierung tierischer Stoffe, dem Bleichen, zur Desinfektion, bei Reinigungsmitteln usw.

Zur Verdeutlichung der gigantischen Produktionskapazitäten nennt der Autor Zahlen, die sich wahrscheinlich auf die Zeit um 1890 beziehen. Es wurden produziert:

5 500 Tonnen Schwefelsäure,
6 000 Tonnen Sulfat,
7 500 Tonnen Salzsäure,
4 200 Tonnen krystallisirte Soda und
1 000 Tonnen Chlorkalk.

Der Energiebedarf war gewaltig, 13 000 Tonnen  Steinkohle müssen herangeschafft werden, was mittels Eisenbahnanschluss und eigener Lokomotive geschah.

In der Chemischen Fabrik beschäftigte man sich u.a. auch mit der Herstellung der Grundstoffe für Farben, was dann letztlich 1861/62 zur Gründung eines weiteren Werks, der Farbenfabrik, führte. Schwerpunkt war die synthetische Ultramarin-Erzeugung. War Natur-Ultramarin ursprünglich teurer als Gold, so konnte durch die chemische Herstellung der Preis um ein Hundertfaches gesenkt werden. Dadurch wurde es möglich, Ultramarin „in der Buntpapierfabrikation, im Tapeten- und Zeugdruck, theils in der Chromolithographie, sodann zum Blauen des Zuckers, der Wäsche, der Stärke, des Stearins und Paraffins“ einzusetzen.

Alle drei Betriebe – Saline, Chemische Fabrik und Farbenfabrik – wurden nach dem Tode Egestorffs (1868) von den Erben 1872 zu einer Aktien-Gesellschaft Georg Egestorff`s Salzwerke zusammengefasst.
(WE)
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[1] aus: Hirschfeld, Paul, Hannovers Großindustrie und Großhandel, geschildert von Paul Hirschfeld, mit Unterstützung des Kgl. Oberpräsidiums und der Provinzialbehörden der Provinz Hannover, herausgegeben von der Deutschen Export-Bank Berlin, Verlag Duncker und Humblot, Leipzig 1891, S. 159-162.

Das gesamte 434 Seiten umfassende Werk ist als Digitalisat in der Bayrischen Staatsbibliothek zu finden.

Urheber: Hirschfeld, Paul
Sammlung: Materialien ohne Sammlung
Zeitliche Einordnung: 1891
Personen: Erhart, [Jakob] Friedrich; Egestorff, Georg