Schulheft: (8) Klasse 3 a der Bürgerschule 47, 1948/49

von Dietram Köster, Stephanusstraße 21

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Schulheft 8, Klasse 3 a der Bürgerschule 47, Schuljahr 1948/49

Durch die bunt durcheinander gewürfelten Texte im letzten der acht Schulhefte aus der Klasse 3a werden viele Facetten der Zeit lebendig. Der erste datierte Text stammt vom 11.3.49, der letzte vom 8.4.49, also einen Monat vor Verkündung des Grundgesetzes. Davon spürt man allerdings nichts, es geht eher um Rodelschlitten, Winterfreuden, das Eichhörnchen oder das Maschseerennen. Zusätzlich gibt es Liedtexte und Gedichte, Schreibübungen und Mittteilungen wie diese:
Das Sparkassengeld wird nicht mehr dienstags eingesammelt. Wir zahlen von jetzt an des Donnerstags und des Sonnabends. Das Einsammeln des Eßgeldes bleibt freitags bestehen.“

Im Anschluss an eine Schreibübung zu „Sie oder Ihnen?“ findet sich folgender Eintrag:
„Viele Schreibhefte sehen sehr unordentlich aus. Außer dem Streichen und dem Verschreiben werden oft halbe Seiten gar nicht beschrieben. Jede Reihe ist wertvoll und kostet dem Vater Geld.“

Man ahnt, dass in der dritten Klasse die Disziplinprobleme zugenommen haben. Vor dem Text „Es wird Frühling“ vom 25.3.49 findet sich diese Mitteilung:
Heute morgen haben viele Jungen beim Nachsehen der Rechenhefte nicht aufgepaßt. Die Fehlerzahl unter dem Hausrechnen stimmt darum nicht. Morgen früh rasselt für diese Nachtwächter der Wecker.“
Ein paar Seiten weiter:
Es waren gestern morgen mehrere schlaue Betrüger beim Diktatschreiben in der Klasse. Sie hatten sich die schweren Wörter mit Tinte in die Hand oder auf die Bank geschrieben. Die fleißigen Jungen beschweren sich darüber und machen den Vorschlag, diesen Burschen die Wörter auf den Hosenboden zu schreiben.“

Am Ende des Heftes der Bericht über eine Strafarbeit:
Warum ich an der Tafel stand. Gestern morgen habe ich mit meinem Hintermann geschwatzt. (…) Werner Krebs schrieb mich deshalb an die Tafel. Außer mir wurden auch noch andere Jungen angeschrieben. Herr Sieghan hat uns deshalb diese Arbeit aufgegeben. Ich will mich jetzt bessern. Es darf nicht wieder vorkommen.“

Im März 1949 war auch der Schulzahnarzt in der Schule:
„…Jeder mußte mit seinem Aufgabenheft nach vorne kommen. Wer schlechte Zähne hatte, bekam einen Stempel ins Aufgabenheft. Bei guten Zähnen bekamen wir ein A. Es hat nicht lange gedauert.“ Der Stempel bedeutete, dass man zur Behandlung musste.

Dann ein Eintrag zu Schokolade zu Ostern:
Zu Ostern gibt es in der Schule wieder für alle Jungen Schokolade. Sie kostet 60 Pfennig und muß bis Mittwoch bezahlt werden. Freiesser brauchen kein Geld für die Tafel mitzubringen.“

Über die Erneuerung der Straßenbahngleise in der Spinnereistraße wird in einem Text vom 1.4.1949 folgendes berichtet: „ …Einige Arbeiter stoßen die Pflastersteine los, andere werfen sie auf die Seite. Die Schienen sind dann frei. Die größte Arbeit wird des nachts geleistet. Da werden die Gleise ausgewechselt (…)“

(DK)

Urheber: Köster, Dietram
Sammlung: Köster
Zeitliche Einordnung: 1949
Ort: Spinnereistraße
Personen: Köster, Dietram; Sieghan, Robert